Happy End für Alabai Martino
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Happy End für Martino

Wir sind unfassbar glücklich, dass unser Alabai-Rüde nach langer, langer Zeit sein Zuhause finden durfte.

Seine Geschichte begann in Bulgarien – dort lebte Martino sehr lange in unserem bulgarischen Partnertierheim. Immer übersehen und doch gab ihm das Leben eine Chance. Martino durfte nach Deutschland reisen, um auf eine Pflegestelle zu ziehen. Zuletzt wurde die Tierpension Grimm in Salzwedel sein Übergangszuhause – bis die Liebe ihn in SEIN Zuhause führte.

Die Happy End Story ist lang, aber sie macht Mut und schafft Hoffnung – für alle Hunde, die nicht einfach sind und verstanden werden wollen.

„Als im April meine geliebte Hündin Bonita von uns gehen musste, war mir schnell klar: ein neuer Freund für´s Leben musste her. Natürlich ein Hund mit einer Geschichte, einer schweren Vergangenheit und wenig Chancen auf eine Vermittlung. Durch Bonita hatte ich meine Liebe für Herdenschutzhunde entdeckt und so sollte es, nach Möglichkeit, auch wieder ein Vertreter dieser Rasse werden. Dieses Mal wieder ein Rüde, da auch Aria eine Münsterländerin, zu unserer Familie gehört.

Alabai Martino, 05/2020, ca. 65 cm, 29410 SalzwedelNach kurzer Suche im Internet, fiel mir Martino auf; ein weiß-grauer Alabai, ursprünglich aus Bulgarien, und jetzt seit gut einem Jahr in der Tierpension Grimm in Salzwedel. Nach einem kurzen Telefonat mit Martina (SALVA Hundehilfe), bekam ich die Kontaktdaten von Sabrina, einer Mitarbeiterin der Tierpension Grimm. Wir besprachen kurz die Gegebenheiten und vereinbarten einen ersten Kennenlerntermin.

Ich fuhr nach Salzwedel und war sehr gespannt auf Martino. Als er um die Ecke kam, sah ich nicht als Erstes seine kupierten Ohren und seinen kupierten Schwanz, ich sah auch nicht seine kompletten Ausmaße, vielmehr sah ich seinen Wunsch nach Liebe und seine Chancenlosigkeit auf eine Vermittlung. Wir gingen direkt eine Runde zusammen spazieren, vielmehr ging Martino spazieren und ich hing am anderen Ende der Leine ;-).

Es faszinierte mich alles an ihm, aber besonders sein Blick, der immer wieder den meinen suchte. Ich beschloss nochmal wieder zu kommen. Von da an machte ich mich jede Woche auf den Weg nach Salzwedel und besuchte Martino; wir machten Spaziergänge und nach dem 4. oder 5. Mal hatte ich das Gefühl, dass er mich schon erkannte. Als wir eine Pause auf einer Wiese machten und er sich auf die Seite legte, wusste ich im ersten Moment noch nicht so recht wie ich mich verhalten sollte. Ich streichelte ihn zuerst ganz vorsichtig am Kopf und an der Schulter, er schloss die Augen und genoss die Streicheleinheiten sichtlich- ich war verliebt!

Als ich das nächste Mal zu Besuch war, kamen wir wieder von einem schönen Spaziergang (wir gingen jetzt auch schon etwas mehr miteinander spazieren). Als ich ihn zurück in seinen Zwinger brachte und ihn ableinte, fasste er mich am Arm und hielt mich fest – eigentlich sagte mir mein Bauchgefühl „er meint das nicht böse!“, aber da wir uns ja noch nicht lange kannten, konnte ich die Situation nicht genau einschätzen und fuhr mit einem etwas unguten Gefühl nach Hause.

Ich überlegte hin und her, zerbrach mir den Kopf. Ich hatte ja schließlich nicht nur für mich, sondern auch für meinen Mann Torsten und Aria die Verantwortung zu tragen. Ich sprach mit meinem Mann darüber, er war von Anfang an etwas skeptisch, hätte mir allerdings nie zu einer Entscheidung gegen diesen Hund geraten.

Cindy bot mir eine „Probezeit“ an, aber ich wollte Martino nicht als „Sache“ behandeln und ihn bei Bedarf wieder zurückgeben. Ich fuhr nach Salzwedel, wir gingen spazieren, danach teilte ich den Mitarbeitern der Tierpension mit, dass ich Martino nicht übernehmen könne, dass mir die Verantwortung zu groß sei. Als ich diese Worte aussprach, fühlte sich das alles plausibel und richtig an, aber als ich auf dem Heimweg war kamen mir Zweifel. Ich wollte Martino so sehr eine Chance geben, wir hatten die äußeren Gegebenheiten ihn so zu halten, wie er es braucht.

Also fuhr ich erneut in die Tierpension und machte einen Spaziergang. Wir fuhren noch ein paar Mal gemeinsam zu Martino – er hatte mein Herz berührt, ich wollte das so sehr! Ich sprach nochmal mit meinem Mann und wir waren uns einig, erstmal die Probezeit anzunehmen. Wir bauten auf unserem Grundstück Einiges an und um, richteten ihm seinen eigenen Bereich ein, in dem er sich erstmal in Ruhe unseren Alltag anschauen konnte.

Nach Pfingsten war es dann endlich soweit; wir fuhren nach Salzwedel, verluden in mit Hilfe einer Fleischwurst ins Auto und fuhren nach Hause. Die zweistündige Fahrt stressten Martino sehr, als wir ankamen, ließen wir ihn erstmal in Ruhe. Die ersten Tage schlief er viel, die Spaziergänge waren klein und er fraß nicht viel, zusätzlich machte ihm die Hitze zu schaffen. Er entdeckte das Wasser für sich (die Aller ist 200m von unserem Grundstück entfernt) und mit jedem Tag wuchs das gegenseitige Vertrauen. Die Spaziergänge wurden länger, mit der Zeit konnte er sich frei auf unserem Grundstück bewegen.

Happy End für Alabai MartinoEr lernte unsere Pferde kennen und es gab jeden Tag neue Erfolge. Dann gab es eine Zeit in der Martino sich zeitweise sehr ungehalten gezeigt hat; Hundebegegnungen wurden zum Kampf und nach jedem Spaziergang war ich völlig durchgeschwitzt und alles tat mir weh. Mit dem Wissen, dass er dieses Verhalten aber nicht aus Aggressivität, sondern aus Unsicherheit gezeigt hat, sind wir mehr oder weniger gelassen durch diese Phase gekommen.

Ein Dankeschön geht hier auch nochmal an unsere Nachbarn und Mitbewohner unserer kleine Waldsiedlung, die immer das Positive gesehen haben und Martino zu keiner Zeit verurteilt haben. Wir haben viel zusammen geübt, haben gemeinsame Spaziergänge mit ausgewählten Hunden gemacht und Martino hat durchaus seine Freunde gefunden (sein bester Freund ist unser Nachbar Maleo, ein junger Doggenrüde). Dass er sich nicht mit jedem Hund versteht ist selbstverständlich und wir haben mittlerweile unsere Strategien entwickelt, Eskalationen zu vermeiden (hier fungiert Aria öfter mal als Frühwarnsystem ;-)).

Für einen Herdenschutzhund ist Martino sehr gelehrig (wenn er Lust hat) – nachdem er „Sitz“ gelernt und dafür großes Lob erhalten hat, ist das seine Strategie mich bei Fehlverhalten zu beschwichtigen oder unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen. Autos waren für ihn auch eine Herausforderung, in diesen Situationen orientiert er sich an Aria, die zu 100% alltagstauglich und verkehrssicher ist. Gewitter wird wohl immer schrecklich bleiben – aber da darf er mit aufs Sofa 😉 Er ist auf einem sehr guten Weg ein ganz „normaler“ Hund zu werden und wir werden ihm natürlich weiterhin so gut dabei helfen wie wir nur können – FÜR IMMER! Danke Martino, dass Du da bist.

Ein besonderer Dank geht an meinen Mann, der mir immer zur Seite steht und durch durchdachte Umbaumaßnahmen den Einzug von Martino erst möglich gemacht hat. Meiner Mutter, die sich ständig meine Sorgen und Probleme angehört hat und mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand und allen Mitarbeitern der Tierpension Grimm, die einfach großartige Arbeit leisten (z.B. den „kleinen“ Martino kurzerhand ins Auto laden und ihn zu Cindys Weide fahren, um sein Verhalten gegenüber Pferden zu testen).“

Wir wünschen Martino und seiner Familie viele, viele glückliche Jahre miteinander. SALVA Hundehilfe e.V.