Auslandstierschutz


Warum wir Auslandstierschutz machen

Dieser Text wurde von der Homepage von Niemandshunde entnommen und wurde von der im Mai 2010 verstorbenen Claudia Hannig verfasst.

Passende Worte zum Auslandstierschutz von Claudia Hannig:

Ich denke, solange wir Tomaten und Gurken aus Holland essen, solange wir Käse und Wein aus Italien kaufen und solange wir Ananas und Bananen über die Meere schippern lassen, solange brauchen wir uns nicht zu rechtfertigen, wenn wir Tiere aus dem Ausland in Deutschland vermitteln. Solange es Lebendtransporte für Vieh gibt, die nur der Subventionen wegen unter unsäglichen Bedingungen Qualen für die Tiere verursachen, solange wir im deutschen Zirkus Dromedare, Affen und Tiger bestaunen, solange brauchen wir uns nicht zu rechtfertigen.

Dennoch spricht nichts dagegen die Gründe für den ‚Import‘ von Hunden aus dem Ausland deutlich zu machen, damit auch die letzten Kritiker vielleicht mal ans Nachdenken kommen. Und diese Gründe möchte ich gerne in folgenden Punkten darstellen;

Seit Einführung der bundesweiten Hundeverordnung und der Einstufung von Hunden in ‚gefährliche Rassen‘ sitzen die deutschen Tierheime voll mit unvermittelbaren Hunden. Zahllose Staffordshire, Bullterrier und Co. sitzen hinter den Gittern deutscher Tierheime ohne Chance auf Vermittlung. Die Konsequenz für die Hunde selbst ist furchtbar, zumal sie absolut unschuldig an diesem Zustand sind. Aber auch die Tierschutzvereine tragen die Konsequenzen…

Ein nicht vermittelbarer Hund bedeutet Kosten, die jeden Tag für die Versorgung entstehen. Ein nicht vermittelbarer Hund braucht Platz, Pflege und Aufmerksamkeit. Ein nicht vermittelbarer Hund bringt keine Vermittlungsgebühren ein. So müssen die Tierheime und Tierschutzvereine die Rechnung begleichen für ein Gesetz, dass schon wenige Jahre nach Einführung in vielen Bundesländern wieder angezweifelt wird und dessen Sinn vom ersten Tag an stark umstritten war.

Die Kosten sind ohne Ausgleich nicht zu bewältigen. Und einen Ausgleich können nur vermittelbare Hunde schaffen. Doch die sind in Deutschland seit vielen Jahren schon Mangelware. Wir, die wir im Auslandtierschutz tätig sind, hören tagtäglich den Satz: ‚wir sind in den Tierheimen in unserer Umgebung leider nicht fündig geworden‘.

Meistens sind es Familien, auf der Suche nach dem ‚kleinen oder mittelgroßen Mischling‘, der in Deutschland rar geworden ist. Stattdessen sitzen die Tierheime oftmals voll mit Schäferhunden, großen Rassen, Anlagehunden, sehr alten Abgabetieren und Problemhunden. Es gibt also zahlreiche Interessenten für Hunde, die aber in den Tierheimen nicht fündig werden…

Dann gibt es unglaubliche Bedingungen im Ausland. Massenlager, Tötungsstationen, Tötungen auf offener Straße, Quälereien und vieles mehr. Es gibt eine unendliche Anzahl an Hunden, die tagtägliches Leid erfahren in Ländern, in denen sie keinen Stellenwert und keine Lobby haben. Es gibt unglaublich viele Hunde im Ausland, die dem viel gesuchten ‚mittelgroßen Mischling‘ entsprechen und die in Deutschland sehr schnell ein Zuhause finden würden. Die Nachfrage ist da. Das beweisen auch die guten Vermittlungszahlen der Auslandtierschutzvereine.

Nicht zuletzt deshalb ist es so, dass auch manche deutschen Tierheime immer wieder Hunde aus dem Ausland aufnehmen. Es ist oftmals die einzige Möglichkeit über die Vermittlung der Tiere zusätzliches Geld in die Kassen zu bekommen, um die Unvermittelbaren weiterhin zu versorgen.

Letztlich reduziert sich das ganze auf zwei Punkte, die jeden Markt bestimmen: Angebot und Nachfrage!

Wäre die Nachfrage nicht vorhanden, dann käme kaum jemand auf die Idee regelmäßig Hunde aus Ungarn, Russland, Spanien, der Türkei oder anderen Ländern nach Deutschland zu holen. Meiner Meinung nach wäre es sogar absolut schändlich, die Hunde unter diesen Voraussetzungen nicht zu holen!

Mittlerweile dürften dank Internet und anderer Medien jedem, der sich für das Thema interessiert, die zahllosen Bilder und Berichte aus vielen Ländern über die Quälerei und den schrecklichen Umgang mit unseren vierbeinigen Freunden bekannt sein. Nun soll mir auch nur einer einen vernünftigen Grund nennen, warum wir einer gequälten Kreatur nicht helfen sollten – wenn wir es doch können. Warum sollen wir sein Leben nicht retten, wenn in Deutschland Familien darauf warten, ihm ein gutes Zuhause zu geben??

Anstatt sich immer wieder an den unseriösen Aktionen vermeintlicher Tierschützer, die Tiere ohne ausreichende Impfungen und Papiere nach Deutschland holen, aufzuheizen, sollte man besser mal über die zahllosen Vereine und Tierschützer berichten, die mit einem seriösen Einsatz das Leben unzähliger Hunde retten. Seriöse Vereine sehen ihren Schwerpunkt nicht in der Vermittlung von Hunden aus dem Ausland nach Deutschland, sondern in der Prävention vor Ort. Sie investieren ihre Gelder in Kastrationskampagnen und andere Maßnahmen, die das Leid der Tiere langfristig und nachhaltig lindern sollen. Sie führen Überschüsse aus der Vermittlung in das Land zurück, aus dem sie die Hunde holen, um es hier in sinnvolle Maßnahmen zu investieren.

Aber für tausende von Hunden, die bereits in einem der oft überfüllten Tierlager unter schrecklichsten Bedingungen leben müssen, für tausende Streuner, die bereits geboren sind und die keinen Lebensraum mehr finden, kommt die Prävention zu spät. Und soll es nun ein Verbrechen sein, sich auch um diese Hunde zu kümmern, die in ihrer Heimat keinerlei Chancen auf ein artgerechtes Leben haben? Soll es ein Verbrechen sein diese Hunde seriös in deutsche Familien zu vermitteln, wenn die Nachfrage offenbar vorhanden ist? Ich denke nicht.

Wichtig bei all diesen Bemühungen ist nur, dass die entsprechenden Vereine, die im Ausland tätig sind und auch Hunde nach Deutschland vermitteln, dies unter soliden Voraussetzungen tun. Das sie nicht die Probleme vom Ausland nach Deutschland verschieben, indem sie Hunde importieren, die auch hier keine Vermittlungschancen haben und letztlich in einem deutschen Tierheim landen, nach dem Motto Hauptsache gerettet. Das soll und darf natürlich nicht sein.

Die Vereine müssen ein gutes Netz an Pflegestellen haben um auch die Hunde aufzufangen, die aus einer Vermittlung wieder zurückkommen, aus welchen Gründen auch immer.

Und ich denke die Kritiker sollten sich vielmehr hierauf konzentrieren als auf die Frage ob es grundsätzlich Sinn macht, die Hunde nach Deutschland zu holen. Denn diese Frage stellt sich keinem Tierfreund, der auch nur ein einziges Mal gesehen hat, welchen Stellenwert unsere Freunde in manchen Ländern haben und wie verzweifelt sie sind, sich ihrem schrecklichen Schicksal fügen zu müssen. Wer über diese Qual und dieses Leid untätig hinwegsehen kann, nur weil die Hunde das Pech hatten im falschen Land geboren zu sein, der hat sein Herz am falschen Fleck.

Herzliche Grüße
Claudia Hannig

Dieser vergessene, ungeliebte kleine Hund steht stellvertretend für all die armen Seelchen überall auf der Erde! Wir können nicht alle Tiere dieser Welt retten, aber doch die Welt des einen oder anderen kleinen Lebewesens!