Besuch im Tierheim La Línea Prodean
Ein Reisebericht von Daniel.
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Eigentlich hat meine Reise nach Spanien schon vor 2 Jahren begonnen. Damals habe ich über SALVA Hundehilfe e.V. Frank adoptiert.

Er war zu der Zeit schon in Deutschland in einer Pension im Norden. Er kam nämlich mit ca. 6 Monaten nach Deutschland und nach einer kurzen Zwischenstation in Köln kam er in eine belgische Familie, um dort zu leben. Dort hat es leider nicht funktioniert und so wurde er zurückgegeben mit den Infos „er beißt und ist nicht kontrollierbar“. Naja, da kam ich ins Spiel. Ich habe den damals einjährigen Podenco-Mix-Rüden auf Bildern gesehen und mich irgendwie sofort verliebt. Also habe ich den Verein kontaktiert und alles in die Wege geleitet.
Nach einer Selbstauskunft mit anschließender Vorkontrolle bei mir Zuhause bin ich also losgefahren. 700km in die Nähe von Kiel um ihn da kennenzulernen. Und da sich der Kleine nach kurzer Zeit gut mit mir verstanden hat, haben wir auch direkt beschlossen, dass er am nächsten Tag mit zu mir darf. Die Nacht habe ich noch dort im Hotel verbracht und am nächsten Morgen bin ich wieder zur Pension. Nach einem kurzen Spaziergang ging es ins Auto und dann zu mir nach Hause. Seitdem bereichert Frank mein Leben, auch wenn es mit ihm nicht immer leicht ist.
Was hat das jetzt mit einer Reise nach Spanien zu tun? Nun ja, Frank wurde als Welpe mit seinen Geschwistern im Tierheim Prodean in La Linea de la Conception abgegeben. Das Tierheim ist im Süden Spaniens an der Grenze zu Gibraltar im schönen Andalusien gelegen. Von dort ging sein Weg dann über die genannten Stationen zu mir.
Und seitdem ist in mir irgendwie der Wunsch gewachsen mir mal anzuschauen, wo der Kleine herkommt. Und dieses Jahr war es so weit. Ich habe mir von einer Bekannten einen Camper geliehen und dann ging es los. Insgesamt ca. 2500 km durch Deutschland, Frankreich und Spanien. Nur ich und Frank. Mit dem Camper war es natürlich sehr praktisch, da man einfach überall Pause machen und schlafen kann. Das war auch zweimal nötig, denn die reine Fahrzeit ist ca. 25h. Also bin ich Montag losgefahren. Ein Zwischenstopp in Nürnberg, um noch Sachen zu erledigen und dann ging es gen Spanien.
Schon die Fahrt habe ich sehr genossen, da ich beim Autofahren irgendwie gut abschalten kann. Also Radio mit elektronischer Musik an und immer geradeaus. Mit vielen kurzen und langen Pausen für Mensch und Tier waren wir dann am Mittwoch morgen in La Linea angekommen. Meine Info war: „Geh dann einfach rein, kann sein das da keiner englisch spricht, die sprechen oft nur spanisch.“ Also Camper geparkt und Richtung Eingangstor gegangen.

Da kam auch schon eine junge Frau mit Hund an der Leine in die Richtung. Wir haben dann schnell festgestellt, dass wir beide aus Deutschland sind und somit war die Sprachbarriere schon mal kein Problem.
Sie nahm mich mit rein und schon kamen uns die Hunde im Freilauf entgegen.
Natürlich war an Reaktionen der Tiere alles dabei: ängstliche Zurückhaltung, vorsichtige Blicke, nervöses bellen. Aber auch fröhliche und freundliche Begrüßung und Einforderung von Streicheleinheiten.
Da geht einem sofort das Herz auf, aber zeitgleich überkommt einen auch eine Traurigkeit, dass so viele Tiere in einem Tierheim sitzen.
Kaum drinnen stellt man sich kurz vor und schon wird man eingebunden. In dem Fall für einen Spaziergang, selbstverständlich mit Fellnasen. Das Tierheim ist fußläufig nur wenige Minuten vom Meer entfernt. Also prädestiniert für Spaziergänge am Strand, im schönen warmen Sand. Es waren ja auch noch um die 30 Grad. Spannend und schön für Tier und Mensch. Man kann sich aber auch vorstellen, dass es für die Vierbeiner auch immer sehr viele Eindrücke sind. Aufgrund der schieren Anzahl der Hunde im Tierheim ist die Möglichkeit für regelmäßige Spaziergänge aller Hunde einfach nicht gegeben. Umso schöner für mich, denn so merkt man auch schon, dass man mit wirklich kleinen Dingen viel Gutes tun kann. Z.B., wenn man einfach mit einer Fellnase spielt oder spazieren geht. Und man wird oft durch Freude und Zuneigung der Vierbeiner belohnt.
Zurück im Tierheim fällt es dann auch irgendwie schwer das Tier wieder in den Zwinger zu bringen und dort zurückzulassen. Aber leider muss das sein, denn es gibt immer viel zu tun und auch andere Hunde brauchen Hilfe, Streicheleinheiten oder auch einfach nur mal Auslauf.
Dieses Gefühl hat mich in der kompletten Zeit immer begleitet. Und je länger man dort ist und hilft, desto mehr vierbeinige Persönlichkeiten wachsen einem natürlich auch ans Herz. Irgendwie möchte man dann 10 Hunde adoptieren.
Ach ja. Adoption eines weiteren Hundes… Auch so ein Thema. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen vorerst nicht wieder zu adoptieren. Auch weil Frank immer noch Probleme mit sich herumschleppt und das Arbeiten daran auch Zeit und manchmal auch ziemlich Nerven kostet. Dazu später noch mehr!!! 😉
Nachdem wir also die Hunde wieder zurückbrachten und noch ein wenig gekuschelt haben konnte ich das Tierheim noch ein wenig weiter erkunden. Ich habe die dortigen Helfer kennengelernt und mich mit meinen recht spärlichen Spanisch Kenntnissen ein wenig unterhalten. Die meiste Zeit konnte ich jedoch deutsch sprechen, da viele ehrenamtliche Helfer*INNEN der SALVA Hundehilfe vor Ort waren. Katja, eine Helferin aus Deutschland, ist jetzt auch schon länger, ca. 1 Jahr vor Ort und lebt auch in ihrem Camper im Tierheim. Somit wusste ich auch wem der Van mit Miltenberger Kennzeichen gehört, der mir sofort auf dem Gelände auffiel. Und was soll man sagen, sie stammt aus Kitzingen und ich war sogar mit Kitzinger Nummer unterwegs. Die Welt des Tierschutzes ist halt irgendwie auch ein Dorf.

Beim Erkunden des Tierheims bin ich dann auch mal allein durch die Gänge gegangen. Am meisten fällt natürlich die Geräuschkulisse auf. Gerade wenn man an den Boxen vorbeiläuft, erntet man immer die Reaktionen von sehr vielen Hunden und das kollektive Bellen ist schon beeindruckend.
Und als ich da so durch die Gegend gelaufen bin und auch immer wieder kurze Streicheleinheiten durch die Gitter verteilt habe, hat es auch nicht lange gedauert, bis ich das erste Mal die Tränen in den Augen hatte. Apolo, ein wunderschöner Podenco-Mischling, bellte mich an und hörte sich vor lauter bellen schon heiser an. Das hat mich sofort ins Herz getroffen. Zu ihm bin ich dann auch noch in die Box und habe ihm ein wenig Zuneigung und Nähe gespendet.
Und schon war es 15 Uhr und das ist auch der Zeitpunkt, wo etwas Ruhe im Tierheim einkehrt, denn jetzt wird das Tor verschlossen und somit sind auch keine Besucher mehr da.
ACHTUNG: Wink mit dem Zaunpfahl!!! 😉 Bei diesen Zeiten kann man natürlich auch wunderbar das Helfen vor Ort mit Urlaub verbinden. Ich habe auch einen wunderbaren Tipp bekommen, wo man mit dem Van gut übernachten kann.

Also noch kurz was einkaufen und dann zu diesem Punkt. Ein sehr schöner Parkplatz mit einem wunderbaren Blick auf das Meer. Aber etwas abseits vom Parkplatz konnte man sich mit dem Camper auch direkt an den Strand stellen. Wie geil ist das denn.
Van abgestellt, ausgepackt und ab in den Sand. Erst mal mit Frank einen langen Spaziergang durch den warmen Sand (ihr erinnert euch ja, dass es 30 Grad und mehr waren).
Danach haben Frank und ich noch gegessen und uns am wunderschönen Sonnenuntergang erfreut und sind anschließend erschöpft ins Bett gefallen.
Welch wunderbarer Abschluss eines Tages.
Kaum wach habe ich am nächsten Morgen die Tür des Campers geöffnet. Und es hat mich ein toller Sonnenaufgang erwartet. Den habe ich mit Frank beim Frühstück genossen und anschließend sind wir wieder zu Prodean gefahren.
Also rein da und schauen, was man machen kann. Beim Reinigen der Boxen helfen, Hunde spazieren führen, einfach nur Zuneigung schenken. Hier kann mit einfachen Mitteln geholfen werden. In meinem Fall auch durch kleine handwerkliche Arbeiten. Hier mal eine Tür reparieren, da eine Birne wechseln etc. Es gibt auf jeden Fall immer etwas zu tun.

Ich habe für mich eine gute Mischung zwischen „Arbeiten“, also Reparaturen etc. und „Spaß“, für mich die Spaziergänge mit den Fellnasen, gefunden. Und so anstrengend es ist, irgendwie hat man auch die ganze Zeit ein gutes Gefühl dabei. An dem Tag ging ich dann auch noch mit Apolo an den Strand. Er hatte mich einfach tief berührt und ich wollte ihm etwas Gutes tun. Und es lohnte sich auch, kaum am Strand fuhr der Kleine auch schon etwas runter und die Hysterie verschwand aus seinem Verhalten. Ich bin sicher er wird in seinem neuen Zuhause auch ein wunderbarer Partner für seine Menschen werden.
Jetzt habe ich Apolo schon mehrfach erwähnt und viele werden denken, dass ich hin adoptierte. Leider nein. Ich fuhr zu Prodean und hatte mir vorgenommen keinen Zweithund zu adoptieren, denn ich habe ja mit Frank immer noch Baustellen.
Aber ich wurde trotzdem schwach. Apolo hat mich tief beeindruckt und sein Schicksal lässt mich auch nicht wirklich los. Aber genau hier musste ich auch meinen Verstand einschalten. Apolo braucht m.E. jemanden bei dem er zur Ruhe kommen kann. Mit Frank und seinem hohen Energielevel sehe ich dafür leider wenig Chancen. Und wem ist geholfen, wenn ich den Kleinen zu mir hole und es dann nicht funktioniert? Keinem. Im Gegenteil, ggf. macht das in der Seele des Vierbeiners noch mehr kaputt.
In den ganzen Tagen, in denen ich da war bin ich mit einigen Fellnasen spazieren gegangen und im Freilauf konnte man auch zwischen den Arbeiten und Spaziergängen immer wieder kuscheln.
Und genau da, also im Freilauf ist es dann auch passiert. Da war ein süßer brauner Rüde der mir vor allem aufgefallen ist, da er ruhig war. Er war öfter mal etwas abseits gelegen und auch wenn die anderen Hunde aufsprangen und losgerannt sind, ist er einfach liegen geblieben.
In einer ruhigen Minute habe ich mich dann auch mal zu ihm gesetzt und der Bursche ist einfach nett. Es hat nicht lange gedauert, bis er seinen Kopf auf mein Bein legte und einfach ein wenig vor sich hindöste. Da war ich nun mit meinem Vorhaben nicht zu adoptieren und dem kleinen Charmeur. In den nächsten Tagen habe ich mir also viele Gedanken gemacht. Hast du die Kapazitäten? Wie wäre das für Frank? Was hängt noch alles daran? usw.
Also gehe ich mal mit ihm spazieren. Hmm… der ist zwar ängstlich, aber dabei nicht panisch. Funktioniert es mit Frank? Ich hole ihn dazu. Keine Aggression, kein Stress, kein gegenseitiges Hochdrehen. Also fast perfekt. Und so reifte in mir in der Woche vor Ort die Entscheidung den kleinen, 1 1/2 jährigen Mischling Teodoro doch zu adoptieren.
Ich weiß, es wird mich etwas kosten. Zeit, Nerven, Geld etc. Ich weiß, Frank wird sich einschränken müssen. Er wird mich nicht mehr für sich allein haben. Er wird nicht mehr so viel Aufmerksamkeit bekommen. Ich werde weniger Zeit haben, um mit ihm zu trainieren.

Aber egal wie groß die Einschränkungen für Frank und mich sein werden, es sind Kleinigkeiten, im Gegensatz zu dem, was es für Teodoro bedeuten kann. Er wird ein Zuhause haben. Er wird ankommen können. Er wird regelmäßig Spaziergänge genießen können. Er wird ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit bekommen.
Da die Vermittlerin von Frank, Anna-Rachel, auch vor Ort war habe ich ihr auch mitgeteilt, dass ich Teo gerne adoptieren und ihm ein Zuhause geben möchte.
Ich hätte ihn natürlich am liebsten direkt eingepackt und mitgenommen. Das wurde aber nicht zugelassen. Und ehrlich gesagt wäre SALVA auch ihrer Verantwortung bei der Vermittlung von Tieren nicht nachgekommen, wenn sie es gemacht hätten. Also zurück in Deutschland und Papierkram erledigen. Nach 2 Wochen kam Teo dann mit dem Transporter nach Deutschland und ich durfte ihn begrüßen und mit zu mir nehmen. Es ist jetzt gerade mal eine Woche, aber der Kleine ist gut angekommen und fühlt sich wohl. Mit Frank funktioniert auch fast alles und ich habe die neue Fellnase schon ganz tief in mein Herz geschlossen.
Wir kuscheln viel und ich zeige ihm jetzt nach und nach die Welt. Z.B. wie Schnee aussieht! Den hat er schon am 4. Abend kennengelernt und fand es etwas seltsam, demnach dauerte dieser Spaziergang auch nicht sehr lange.
Viele von Euch helfen schon ehrenamtlich im Tierschutz, aber ich kann nur empfehlen so etwas auch mal zu machen. Es muss ja nicht Prodean in La Linea sein. Ggf. kennt ihr andere Tierheime im Ausland die ihr mal besuchen könnt. Ich gehe davon aus, dass auch dort immer Hilfe benötigt wird.
Also los. Fahrt hin!!!
Und falls ihr selbst mal einen Hund adoptieren wollt, schaut doch einfach mal auf die Webseiten von SALVA oder Prodean

