Reisebericht 2025 La Linea - Prodean von Anna-Rachel
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Reisebericht 2025 La Linea – Prodean von Anna-Rachel

Besuch im Tierheim La Línea Prodean

Ein Reisebericht von Anna-Rachel.
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Wieder da!

Ich fahre die Straße Richtung Tierheim und es fühlt sich wieder wie nach Hause kommen an. Schön ist es nicht, gut riechen tut es auch nicht, aber gut anfühlen tut es sich. Durch das Tor des Tierheims und ab geht es in diese ganz eigene Welt. Und immer wieder ist es verblüffend, wie schön es ist.

Ja richtig, es ist schön!

Es ist schön, diese Hunde auf sich zukommen zu sehen mit erwartungsvoller Miene. Es ist schön die Menschen zu begrüßen, die sich Tag um Tag um diese wundervollen Wesen kümmern. Es ist schön durch die Reihen zu gehen und zu wissen: Du hast schon eine Anfrage und du eine Pflegestelle.
Zu sehen wie die Hunde im Moment leben und jede Zuwendung genießen. So viel weiser als wir.

Und es ist natürlich auch unfassbar traurig.

Es wäre gelogen, würde ich behaupten, es wäre nur schön. Es ist grässlich zu sehen, wie neue Hunde ins Tierheim gebracht werden. Zitternd und voller Angst und Unverständnis.
Es ist furchtbar die ängstlichen Hunde in die Ecken huschen zu sehen. Es ist dramatisch all die Hunde mit gesundheitlichen Einschränkungen zu begutachten.
Es ist nicht schön zu wissen, dass einige Hunde die Wärme, die Kälte, die Krankheiten oder die Konflikte nicht überleben werden.
Es ist schrecklich zu wissen, dass das Team vor Ort und unser Team in Deutschland alles nur Mögliche tut, um den Hunden zu helfen und wir doch nicht alle retten können.

Also ja, es ist schön. Wunderschön. Und es ist schlimm. Abgrundtief schlimm.
Die Gefühle tanzen Achterbahn es geht hoch hinaus und tief hinab.

Und auch dieses Mal hat mich ein Hund besonders tief getroffen. Protecton. Ein Podenco Campanero, aussortiert vom Jäger. Nicht oft kommen die Campaneros ins Tierheim und haben die Chance auf ein liebevolles Zuhause, aber immer mal wieder taucht einer auf.

Ich selbst habe vor 2 Jahren einen Campanero adoptiert. Er kam in absolut desolatem Zustand ins Tierheim. Zerbissen, traumatisiert, gebrochen. Inzwischen ist er mein fröhlicher Sonnenschein. Weiterhin gehandicapt und immer noch hin und wieder besorgt um sein Wohl, aber auch ein Genießer und Komödiant.

Und dann sah ich Protecton. Wie Kuddel zu alt, zu krank, zu groß, um interessant zu sein, aber mit wunderschönen weisen und sanften Augen. Wie sehr wünsche ich ihm, dass er so aufblühen darf wie mein Kuddel.

Und nicht nur er, so viele Hunde sind alt, krank, ängstlich, groß und chancenlos.

Reisebericht 2025 La Linea - Prodean von Anna-RachelAuch ich wollte zu meinen beiden älteren und zum Teil gehandicapten Hunden einen jungen, gesunden und bitte nur mittelgroßen Hund dazu. Kuddel ist nichts davon. Er hat ein Hinkebein, hat die meisten Mittelmeerkrankheiten im Gepäck, ist nicht sehr jung, ungefähr Ponygroß und auch gar nicht der klügste Hund.

Aber ich kann nach diesem Besuch (und sowieso) im Tierheim nur sagen: Ich bereue nichts!
Er ist perfekt! Ich möchte dieses wundervolle Hundewesen nicht missen, genieße jeden Tag mit ihm und würde mich zu jeder Zeit wieder für ihn entscheiden – mit allen Konsequenzen.

Und so bin ich unermesslich froh, dass sich eine liebevolle Pflegestelle für Protecton gefunden hat und er vor Kurzem ausreisen durfte. Ausreisen in eine bessere Zukunft und mit Hoffnung auf sein eigenes Zuhause.

Ich bin dankbar für alle Mitarbeiter*innen vor Ort im Tierheim, die eine grandiose und hingebungsvolle Arbeit machen. Mit so wenig verfügbaren Mitteln schaffen sie es, für die Hunde das Allerbeste herauszuholen.

Genauso meine Kolleginnen in Deutschland. Die wenigsten Menschen können ernsthaft ermessen, wie viel Arbeit und wie viel psychische Belastung auf dem Rücken des Teams liegt.

Ihr seid alle wunderbar!
Anna-Rachel