Das zweite Mal vor Ort.
Sollte es nicht leichter werden? Vielleicht ist es das auch – teilweise. Man kommt an und weiß, was einen erwartet. Ein Gefühl von Heimkommen macht sich breit. Die Tierschützer, die Hunde, der Ort. Alles ist vertraut. Die Menschen und Hunde bewundert und der Ort – ein Hafen für gestrandete Tiere.
Und dennoch war es schlimmer, denn wir waren an einem Trapo-Wochenende da. Das heißt erst die wunderschöne Situation Hunde auf den Transporter setzen zu dürfen und dann am nächsten Tag eine Flut an neuen Hunden.
Und das hat mir das Herz gebrochen. Hunde, die wertlos für die Menschen geworden sind und einfach in ein brechend volles Tierheim gebracht werden. Mit allen Konsequenzen.
Und dann sind sie da, die Hunde und zittern und bibbern. Verstehen die Welt nicht, sind überfordert, riechen den Stress und die Angst des Tierheims. Viele tolle Menschen nehmen sich Zeit und versuchen die Hunde zu beruhigen. Aber Zeit ist ein rares Gut und sie läuft. Und so müssen die Hunde untergebracht werden. Eine heikle Angelegenheit, die mit viel Kopfzerbrechen angegangen wird. Ich konnte wieder nur staunen, mit wie viel Herz und Verstand die Tierheimmitarbeiter dran gehen und Hunde zusammensetzen. So viel Erfahrung trifft auf Güte – ein Geschenk für all die Hunde.
Mir haben die Menschen vor Ort wieder mal größte Hochachtung abgerungen. Auch die Hunde haben mich zutiefst beeindruckt. So viel Bereitschaft zur Kooperation, Deeskalation und Konfliktvermeidung. Was sind sie nur für zauberhafte Wesen und wie dankbar können wir sein, einen Tierschutzhund aufnehmen zu dürfen. Denn trotz aller Schwierigkeiten sind sie doch alle Geschenke und haben nichts mehr verdient als Verständnis, Zeit und Geduld.
Dieser Besuch hat mir vermittelt, dass wir wirklich nicht alle retten können. Es ist nicht mehr nur ein Satz, es ist ein Gefühl geworden. Ein grausames Gefühl. Und dennoch habe ich auch Hoffnung, wenn ich die engagierten Menschen vor Ort sehe, wenn ich an all unsere großartigen Pflegestellen denke, an all die anderen ehrenamtlichen Helfer und die vielen glücklichen Hunde, denen wir schon die Brücke zwischen ihnen und ihren Menschen sein durften.
Es ist hart und es ist schrecklich und es ist wunderschön und süchtig machend. Versteht man das? Wahrscheinlich nicht, aber dieses Auf und Ab der Gefühle ist wohl einfach der Kern des Tierschutzes.
Anna-Rachel Meynig