Es kann eine überraschende und wunderschöne Erfahrung sein, sein Herz einem älteren Hund zu öffnen.
Wer ein älteres Tier aufnimmt, darf sich auf einen dankbaren und tief zufriedenen Freund freuen. Der Charakter, die Lebensweisheit und vor allem die Dankbarkeit spiegeln sich in ihren Augen wider und bereichern unser Leben. Meine Familie und ich haben uns seit vielen Jahren auf die älteren Semester „spezialisiert“ und ich möchte gerne an dieser Stelle ein wenig über unsere tollen Erfahrungen erzählen.
Ein nicht selten zu hörendes Argument, dass alte Hunde sich nicht mehr so schnell in das Familienleben integrieren lassen kann ich nicht bestätigen. Unsere bisher fünf grauen Schnauzen hatten immer sehr schnell herausgefunden, wie schön es ist, dem Tierheim entflohen zu sein und ein gutes und behütetes Leben unter Menschen führen zu dürfen. Sie alle hatten sich problemlos binnen weniger Tage in unseren Alltag eingefügt.
Anders als vielleicht ein Welpe, zerkaut ein älterer Hund keine Schuhe mehr und dekoriert auch nicht die Wohnung um, wenn er mal ein paar Stunden alleine bleiben muss. Alte Hunde gehen genauso gerne spazieren, machen Suchspiele und lernen kleine Tricks wie ihre jüngeren Artgenossen und man kann auch mit ihnen noch sehr viel Spaß haben. Kleinere Wehwehchen wie Arthrose o.ä., die naturgemäß bei älteren Hunden häufiger auftreten lassen sich zumeist nach Beratung eines Tierarztes z.B. mit Schmerzmitteln gut und kostengünstig behandeln. Wenn man dann erlebt, wie ein alter Hund, der vom Leben nicht mehr viel zu erwarten hatte, zu neuer Lebensfreude und zu seiner Persönlichkeit findet, entsteht ein unbeschreibliches Glücksgefühl.
» Unsere Grauen Schnauzen in Deutschland!
» Unsere Grauen Schnauzen noch im Ausland!
Hundesenioren werden leider sehr oft übersehen oder gar nicht erst in Erwägung gezogen, dabei sind sie vielleicht eine Option für diejenigen, die selbst schon ein wenig in die Jahre gekommen sind und sich deshalb keinen Welpen mehr anschaffen möchten, der Herrchen oder Frauchen möglicherweise überleben könnte. In den Ländern, in denen Tiere nach einer gewissen Verweildauer eingeschläfert werden, bedeutet die Adoption eines Seniors am Ende sogar nicht selten, sein Leben zu retten.
Aber warum kommen so viele betagte Hunde ins Tierheim? Und was bedeutet der Aufenthalt in einem Tierheim für diese Hunde?
Wie andere Hunde auch, werden graue Schnauzen teilweise unkontrolliert ausgesetzt und verwahrlosen auf der Straße. Sie werden unschuldiges Opfer einer Scheidung oder unter anderen teils fadenscheinigen Ausreden ins Tierheim gebracht. Bei älteren Hunden kommt allerdings leider hinzu, dass sie manchmal abgegeben werden, weil sie ihren „Zweck“ als Gebrauchshund nicht mehr zu 100% erfüllen können. Aber was auch jeweils die Ursache für eine Abgabe gewesen sein mag, in jedem einzelnen Fall bricht ihre kleine Welt zusammen. Gerade für ältere Hund ist das Tierheimleben zugleich sehr anstrengend.
Der Lärm, der Stress, der harte Boden und vor allem die Kälte im Winter sind nichts für Senioren. Um wieviel schwieriger wäre die Arbeit von uns Tierschützern, wenn noch mehr Tiere bis ans Ende ihres Lebens im Tierheim bleiben müssen, um täglich am Gitter zu sitzen, den völlig überlasteten und immer wieder vorbei hetzenden Pfleger*innen nachzuschauen und die Hoffnung auf ein warmes Körbchen bei ihrem Menschen aufgeben zu müssen. Viele Senioren fristen dort ihr Dasein häufig bis an ihr Lebensende. Zum Glück gibt es immer mal wieder Menschen, die auf ihr Herz hören und einen Senior aus dem Tierschutz adoptieren. Ich schaue auf meinem Senior, der neben mir in seinem warmen Körbchen schläft und es zerreißt mir das Herz, der anderen alten Hunde im Tierheim wegen.