Mein Mann und ich leben seit vielen Jahren mit Hunden zusammen und nehmen seit langer Zeit bewusst alte Hunde aus dem Tierschutz auf. Alle waren und sind sie besonders… Ich möchte Ihnen hier kurz unsere Polly, die bis Anfang Mai 2020 bei uns war, und Eddie, der seit Ende Mai 2020 bei uns wohnt, vorstellen:
Polly, ein Labradormix, kam aus einem Tierheim hier in Norddeutschland. Sie wurde bei ihrem toten Herrchen gefunden und im August 2018 im Tierheim aufgenommen, abgemagert, fast verhungert und mit vielen Tumoren (besonders Mammatumoren), außerdem eine orthopädische Großbaustelle.
Ihr Alter wurde auf ca. 10 Jahre + geschätzt, ihre Perspektive war unklar. Wir haben sie dort entdeckt, und beim ersten Besuch bei ihr in der Box im Tierheim (wir schauten uns an) sprang der Funke über (sie brachte uns auch direkt in feinster Labrador-Manier ein Stofftier entgegen). Nach dem Kennenlernen und Besuchen wurde ein Umzugstermin ins Auge gefasst. Das Tierheim fragte dann jedoch kurzfristig bei uns an, ob wir wegen unvorhergesehener Nofälle und Platzmangel Polly auch eher aufnehmen würden, und so zog sie von einem Tag auf den anderen bei uns ein (daher auch ihr Name Polly – nach dem Film „Und dann kam Polly“ mit Jennifer Aniston).
Sie hat ihren Platz bei uns so selbstverständlich eingenommen, kam, stieg ins Auto, legte sich zu Hause auf einen ihrer Plätze und blieb – und begleitete uns in aller Ruhe. Sie stabilisierte sich soweit, dass eine Operation sinnvoll wurde (die Tumoren wurden entfernt), und nach der Operation ging es rasant aufwärts. Sie rief altes Repertoire ab, zeigte Grundkommandos souverän ud mit viel Freude und lernte auch aufgeregt gern neues.
Ja, und so „unerwartet – früher als gedacht – wie sie zu uns kam, hat sie uns dann auch leider wieder verlassen – nach etwas mehr als anderthalb Jahren brach sie sich beim Aufstehen von ihrem Kissen den Femurkopf. Wir haben sie gehen lassen, da alle ihre Gelenke arthrotisch verändert waren und ihr eine Operation keine Lebensqualität mehr ermöglicht hätte. Polly war in ihrem Wesen sehr besonders, mit menschlichen Maßstäben würde man sie als „gütig“ bezeichnen. Und irgendwie „wusste sie immer alles“…
Ein paar Wochen später haben wir dann Eddie entdeckt. Er kam über die SALVA Hundehilfe zu uns, stammt ursprünglich aus Polen und war seit Dezember 2019 in einer sehr lieben Pflegefamilie.
Er hatte einen alten nicht behandelten Bruch (Entstehung und Alter unbekannt) des linken Vorderbeins (Unterarm) und ist uns beim Besuch in der Pflegefamilie direkt ins Herz gesprungen. Er ist ca. 2010 geboren und ein Mix (Terrier?+Saluki?+?), hört nicht mehr so gut, sieht besonders im Dunkeln schlecht.
Mittlerweile ist der Bruch gerichtet, so dass er keine Schmerzmittel mehr benötigt, und er ist jetzt Pirat, denn er hat zur Unterstützung eine Orthese, mit der er wunderbar klarkommt (auf dem Bild trägt er nur eine Manschette, von der Orthese habe ich bislang nur Videos, kann aber Fotos nachreichen). Er war am Anfang unsicher, unruhig, brauchte natürlich Zeit zur Orientierung und kommt immer noch hier an. Ein Vestibularsyndrom im Oktober (auch das noch…) hat der kleine Kämpfer auf bewundernswerte Art und Weise gemeistert – und das recht kurz nach der großen Operation am Bein.
Er ist ein pfiffiger Opi geworden, legt Wert darauf, dass man pünktlich (!) mit ihm spielt und zur feststehenden Zeit mit ihm seine Runden dreht. Er ist hier im Ort sehr bekannt, und besonders von älteren Damen und Herren aus dem Altenheim hier werden wir sehr oft angesprochen und seine Orthese wird mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen begutachtet.
Spazierengehen und mit anderen Hunden flirten – davon kann er nicht genug bekommen. Er hat insgesamt ein unglaublich sanftes und gleichzeitig vorwitziges Wesen und ist, trotzdem er so schwer verletzt wurde, jedermann gegenüber freundlich und aufgeschlossen.
Viele herzliche Grüße
Elisabeth Päßler