Reisebericht La Linea - 04.2022 - Oliver Sagert
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Reisebericht La Linea – 04.2022 – Oliver Sagert

Schon seit mittlerweile ein paar Jahren komme ich immer wieder in das Tierheim nach La Linea und freue mich immer wieder aufs Neue darauf.

Was mich in La Linea von Anfang an begeistert hat, sind, neben all den Tieren natürlich, die Menschen. Ich selbst unterstütze nicht als Vermittler, stehe daher also gar nicht in regelmäßigem Kontakt zu all den tollen Menschen hier, sondern bringe mich anderweitig, auf meine Art und Weise ein.

Dennoch, und das ist wie ich finde nicht selbstverständlich, wurde ich / wird man von Anfang an von allen wirklich herzlich empfangen, aufgenommen und integriert. Wenn man wiederkommt, fühlt man sich ebenfalls sofort herzlich willkommen und sehr schnell sogar irgendwie heimisch, so geht es mir jedenfalls.

Reisebericht La Linea - 04.2022 - Oliver SagertDen Teamspirit spürt man direkt und dieser ist entsprechend auch auf mich direkt übertragen worden, was einfach eine immer wieder schöne Erfahrung fürs Leben ist. Sei es Pablo, der mich auch immer mal in die Zwinger mitnimmt, um beim Impfen zu unterstützen. Fanny, die nicht aufgibt, mir ein paar spanische Worte zu entlocken. Anna, die mich mit einer Umarmung herzlich begrüßt und auf meinen Werkzeugkoffer achtet, während ich weg bin. Juan, mit dem ich gemeinsam die Pferde gemistet und gefüttert habe…

Jorge, mit dem ich das Dach eines Zwingers repariert habe und es mich total fasziniert, wie er auch mit den nicht so einfachen Hunden umgeht, sie versteht. David vom Team Gibraltar, mit dem ich schon in den Bergen war, um eine Hündin zu suchen. Belen natürlich, die mich mit ihrer kleinen Lilly bekannt gemacht hat und meine Tierheimschuhe aufbewahrt… Einfach, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Ich könnte hier noch viel mehr berichten.

Es beindruckt mich zutiefst, mit wieviel Herzblut, Fleiss und Arbeitseinsatz sich all die wunderbaren Menschen, sei es hier in La Linea, oder natürlich genauso all die Vermittlerinnen und Vermittler in Deutschland, das Team SALVA, das Team Gibraltar, Rocio, Manolo etc., einbringen.

Reisebericht La Linea - 04.2022 - Oliver SagertIch rede oft mit Anca darüber, wie Sie und all die anderen tagtäglich, all die vielen Informationen mittels WhatApp, Mails und unzählige Telefonate überhaupt managen können. Ich weiss es nicht, ich könnte es nicht. All dieser Einsatz trägt dazu bei, dass all die tollen Hundeseelen ein besseres Leben erhalten.

Es wird alles daran gesetzt, so viele Hunde wie möglich zu retten und sie aus dem Tierheim rauszuholen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Oder auch die Zustände im Tierheim zu verbessern… Was den Hunden, die noch nicht reisen können, ja auch hilft.

Was mir auch immer wieder auffällt ist, wie viel Mühe sich das Team gibt, nicht einfach nur viele Hunde „irgendwie“ zu retten, sondern auch, mit wieviel Empathie darauf geachtet wird, dass der Hund auch zum neuen Frauchen oder Herrchen passt, um beiden eine unschöne Erfahrung möglichst zu ersparen. Es ist für mich beeindruckend, wie viel Erfahrung hier nötig, v.a. aber vorhanden ist.

Zu all dem ist ein großer Einsatz und eben das entsprechende Herzblut und KnowHow vonnöten. Das hat auch diese Reise wieder bestätigt. Anca, Anke, Anna-Rachel und Sandra waren von morgens bis abends auf den Beinen und haben mit unermüdlichem Eifer und Einsatz ihren Job gemacht. Für mich selbst sind die Aufenthalte hier stets von Emotionen geprägt…

Reisebericht La Linea - 04.2022 - Oliver SagertEs ist immer wieder traurig mit anzusehen, wie eine Seele von Hund von seinem Vorbesitzer einfach abgeben wird, weil er z.B. „einfach seinen Dienst getan hat und nicht mehr benötigt wird“. Ich habe es auch diesmal wieder miterlebt, wie diese Hunde zunächst denken, alles sei in Ordnung, sie werden halt mal kurz angeleint und Frauchen oder Herrchen kommen ja sowieso gleich wieder… Bis sie realisieren, dass dem nicht so ist und sich ihr Leben ab jetzt einfach so, in diesem Moment, für immer ändern wird.

Sie haben nichts falsch gemacht, sie haben jahrelang ihren Job gemacht. Sie waren jahrelang treu an der Seite ihres Frauchens oder Herrchens und können einfach nicht verstehen, was da gerade geschieht. Besonders grausam finde ich, dass sie es auch gar nicht beinflussen können. Die Leine hält sie ja zurück…..

Genau diese Situationen zerreissen mir immer wieder das Herz… Die Augen und der Gesichtsausdruck des Hundes, seine Gestik und Mimik. Erst fröhlich, dann irgendwie verwundert… danach panisch/ängstlich. Der letzte Step ist der Schlimmste finde ich… Die absolute Hoffnungslosigkeit eines vor einigen Minuten noch freudigen Hundes… Nein, so etwas vergisst man nicht.
Ich werde es nicht vergessen.

Natürlich motivieren mich aber auch genau solche Situationen, meinen Beitrag hier zu leisten und es beweist auch, wie wichtig die Arbeit ist, die wir alle hier als Team tun. Egal wer, egal was. Alles hilft und jeder kann helfen!

Ich erinnere mich noch an ein Gespräch, welches wir fünf hier nachmittags im Tierheim hatten. Einige der Reisegruppe waren unzufrieden mit sich selbst, da sie gerne mehr getan hätten und in ihnen wuchs das Gefühl, noch nicht genug getan zu haben. Nein, ihr habt auf keinen Fall zu wenig getan, wir haben nicht zu wenig getan. Das gesamte Team hat auch während dieser Reise wieder dafür gesorgt, dass es den Hunden/Katzen hier besser geht.

Durch solche Einsätze wie unseren haben wieder viele viele Hunde z.B. dank eurer Fotos die Chance auf ein besseres Leben. Die Chance, aus ihren Zwingern heraus überhaupt sichtbar für ihre neuen Frauchen/Herrchen auf den Homepages zu werden und damit gerettet zu werden. Darum geht es.

Auch, wenn man nicht jedem Hund sofort und perfekt quasi „jetzt gleich“ helfen kann, so hilft dennoch jeder Beitrag, jede Aufgabe, um die Situation der Hunde zu verbessern. Ich finde, das sollte man sich stets vor Augen halten.

Jeder tut das, was er kann. Und wenn viele Menschen sich zusammen tun und jeder sich in seiner Art und Weise einbringt, wird den Hunden geholfen.

Genau das erlebe ich in La Linea immer wieder und genau so war es diesmal auch. Eine weitere, für mich stets sehr emotionale Erfahrung sind natürlich die Hunde und auch die anderen Tiere hier im Tierheim (die Katzen, Pferde, Ziegen, Hängebauchschweine… ).

Reisebericht La Linea - 04.2022 - Oliver SagertIch selbst, habe wirklich nicht viel Ahnung von Hunden. Wie oft habe ich hier oder auch in den Kennels von Rocio, Los Barrios, oder diesmal auch in Melampo, Hunde kennenlernen dürfen, die mich nicht kannten, denen ich einfach aus dem Gefühl heraus sofort in die Augen geschaut habe, mich zu ihnen gehockt habe, ganz ohne Berührungsängste. Diese Hunde kommen zu mir, sind direkt zutraulich und scheinen sich einfach zu freuen, dass ich gerade da bin. Für SIE da bin. Auch diese Erlebnisse vergesse ich nicht und sie berühren mich immer wieder aufs Neue…

Ein riesengroßer Mastin beispielsweise, zu dem ich erstmalig in den Zwinger gehe, mich sofort „auf sein Level“ hinhocke, kommt auf mich zu, schaut mir treu und herzzerreissend direkt in die Augen… Er scheint mir auf irgendeine Art und Weise einfach zu vertrauen. Einfach so. Er kommt mit seinem Kopf ganz nah an meinen. Er scheint keine Angst zu haben, ich ebenfalls nicht, sondern wir beide fühlen uns in diesem Moment wohl und alles ist Gut…. Wie genial ist das ?

Reisebericht La Linea - 04.2022 - Oliver SagertEs sind genau solche Erlebnisse, die mich bestätigen, dass auch ein Beitrag wie meiner, als eben Nichtvermittler, als jemand, der sich eben mit dem einbringt, was er persönlich kann…  Ja, dass auch dieser Beitrag für die Hunde wert- und sinnvoll ist. Manchmal ist es der Blick eines Mastins in einem Zwinger im Tierheim, in einer Situation wie dieser, der zeigt, wofür Engagement im Tierschutz gut ist
und warum man sich einbringt.

Es ist gut, wichtig und richtig, was wir hier alle als Team tun. Gemeinsam mit Team La Linea, Team SALVA, Team Gibraltar, Rocio, Melampo, mit all den tollen Menschen eben.

Jeder Hund, jede Katze, sie alle sind es wert!

Ich freue mich schon jetzt aufs nächste Mal.

Oliver Sagert